i-Witz
Freitag, 21. Juni 2013
Schwitzen, erfrischen, weiterschwitzen

Das heiße Wetter zieht weniger Menschen an den Rhein, als ich dachte. Wissen die nicht, dass das Hochwasser wieder zurückgegangen ist? Schön - am Ufer ist es leerer als zur Mittagszeit, erst recht als an den meisten Sonntagen. Nur die Mücken sind alle gekommen und versuchen, uns das improvisierte Picknick zu verleiden. Der Fluss fließt dahin, die Schiffe tuckern, der Blick nach Westen reicht weit. An vielen Stellen steht noch das Wasser, überall riecht es faulig, das Wasser hat Äste und Abfälle angeschwemmt und liegen gelassen. Auf der unter Wasser stehenden Wiese stolzieren zwei Störche auf der Suche nach Essbarem. Ihr Nest ist nicht weit, sie haben sich auf halber Höhe im Strommast angesiedelt. Kurz vorher im Hafen führten Haubentaucher ihre Jungen aus. Ich bin durch ihr aufgeregtes Geschreiauf sie aufmerksam geworden.

Im nächsten Ort ein Weinstand am Ufer. Überall ausgestreckte nackte Beine, Weingläser in den Händen, zum Entspannen entschlossene Gesichter. Zwei Erpel kommen angeflogen, sofort werden Brotstücke geworfen. Wie hat der Schwan das mitbekommen? Er drängt die Erpel ab, rechnet aber nicht mit dem menschlichen Faktor. Die Brotstücke fliegen weiter den Erpeln zu. Der Schwan ist sichtlich irritiert, bekommt nur ab und an was ab, der lange Hals kommt überall hin. Ein kleiner Hund versucht einen Ast im Wasser zu greifen, die nächste, durch ein Schiff ausgelöste Welle lässt ihn erschreckt zurückspringen. Er bellt den Schwan an, der sich schon bedrohlich nähert, die Federn aufgebauscht, den Kopf nach vorne, laut zischend. Der Hund wird zurückgerufen, der Schwan entspannt sich wieder.

Vereinzelt kommen noch Schiffe in den Hafen herein. Die Gärten der Lokale sind gut besucht, auf der Promenade schlendern viele Paare, sie freuen sich über den Sommer, aber auch darüber, dass die Hitze des Tages nachgelassen hat. Mit dem Rad am Ufer entlang, dort, wo letzte Woche das Wasser noch drei Meter höher stand. Endgültig im Dunkeln durch den Schlosspark, die Papageien haben ihr Geschrei für heute beendet, dafür kreischen jetzt die Krähen. Es sind noch etliche Fußgänger unterwegs, froh, ihren stickigen Stadtwohnungen entkommen zu können. Am Teich sitzt noch eine große Gruppe auf Decken. Durch die Schrebergärten und die Siedlung zurück in die Stadt. Je tiefer wir in die Stadt gelangen, desto heißer wird es. In der Wohnung steht noch die Hitze. Die Dusche erfrischt nur kurz. Die kalte Weinschorle verstärkt noch das Schwitzen. Aber sie ist nötig. Und es ist schön ist, in einer Weinbaugegend zu leben und nicht ständig große Bierkrüge stemmen zu müssen. Die Mauersegler haben schon Feierabend gemacht. Ich jetzt auch.

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